· 

Ich kost`und ich schmecke

Die Kultur des Essens ist schon lange verlorengegangen zwischen der Currywurst am Bahnhofsstand und den ungesunden Menüs im Restaurant mit den goldenen M. Das Würstchen hängt noch halb aus dem Mundwinkel heraus und tantzt bei dem hektischen Spurt zur Arbeit mit. Im unästhetischen Pappkaffeebecher brodelt eine dunkelbraune Suppe mit allerei Zuckerzusatz, um den beißenden Geschmack eines Billigkaffees zu überdecken. Ganz zu schweigen von der Benutzung eines Essbesteckes, das heute entweder aus Plastik besteht oder nur Dekoration ist.

Haben wir die Kultur des Essen verlernt?

Prominente TV Sterneköche stehen im starken Kontrast zu dem geschmacklosen Mahl aus der Alufolie und spalten die Gesellschaft. Während für die Einen die Kochkunst wissenschaftliche Ausmaße annimmt, spielen für die Anderen gute und gesunde Mahlzeiten gar keine Rolle. Dazwischen gähnende Leere, normale Essgewohnheiten mit Genuss und Dankbarkeit wird mit dem Stempel "alternativ" versehen und belächelt. Der ursprüngliche Sinn des Essens, sich Energie und Heilung zuzuführen ist in den Archiven der Geschichte verschwunden und wartet auf die unausweichliche Renaissance.

Designeressen tötet Natürlichkeit

Die heilige Hildegard von Bingen, Pfarrer Sebastian Kneipp und Hippokrates von Kos haben eine gesunde Mahlzeit auch als Heilmittel gesehen, Lebensmittel wurden nach den Befindlichkeiten ausgewählt, denn "deine Nahrung soll Medizin sein und deine Medizin soll deine Nahrung sein". Die Kräuterkundige Maria Treben unterstützt diese Philosophie mit ihrer Schrift "Die Apotheke Gottes" und stellt für Kranke individuelle Kräutergaben zusammen, die in ihrer Wirksamkeit verblüffen. In der modernen Welt dagegen werden industriell veredelte Nahrungsmittel mit leeren Kalorien und schönen Werbebildern als gesund und schmackhaft verkauft. Die kleine Mahlzeit für Kinder mit der großen Portion "echter Milch" und so ganz nebenbei 20 Stück Würfelzucker oder cholesterinfreundlicher Pflanzenbutter, die fast komplett aus Chemie besteht, na gut der Becher ist recycelbar.

Geschmack und Geschmacklosigkeit

Die meisten Konsumenten haben vergessen, wie eine echte Erdbeere aus dem Garten schmeckt, wo doch durch die übermäßige Aromatisierung die Geschmacksnerven einen ganz anderen Kick brauchen. Wie herrlich hat früher das ofenfische Brot geduftet und mit seiner knackigen Kruste zum Anbeißen verführt, so dass zu Haus schon ein beträchtliches Stück Brot am Leibe verlustig gegangen war. Der saftige Apfel mit seinen roten Backen direkt vom Baum, das war Genuss pur und Freude an der Natur.

Genuss und Gesundheit

Echter Genuss und natürliche Gesundheit müssen sich nicht ausschließen, ganz im Gegenteil. Köstliche und heilende Rezepte haben Bingen, Kneipp und Co. schon vor hunderten von Jahren kreiert. Natürlich, nicht alles lässt sich eins zu eins in die heutige Zeit übersetzen, aber eine ganze Menge. Guten Geschmack kann man lernen, gesunde Lebensmittel sind wieder im Kommen und mit einigem Grundwissen, lassen sich heilkräftige Mahlzeiten einfach und schnell zaubern. Zum Beispiel ein Löwenzahnsalat mit Rosenblättern und Walnussöl pflegt den Verdauungsapparat, reinigt die Leber und sieht einfach zauberhaft aus. Guten Appetit!

 

Carola kocht mit Hildegard von Bingen

Regt die Verdauung an und beruhigt das Gemüt
Löwenzahnsalat mit Rosenblättern